CRUZEX 2024: Air-to-Air über dem Atlantik

CRUZEX 2024: Air-to-Air über dem Atlantik
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Bereits direkt nach der Landung war mir klar, diese Fotomission wird immerwährend in meinen Erinnerungen nachhallen. Flugzeuge aus sechsverschiedenen Ländern hinter dem Photoship. Im Inneren der KC-390 Fotografen aus mindestens einem weiteren Dutzend unterschiedlicher Nationen. Fürwahr eine internationale Mission. Und ich mittendrin. Was für ein Tag …

CRUZEX 2024: Air-to-Air über dem Atlantik

Drama, zumindest fast

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Dabei deutete anfänglich rein gar nichts darauf hin, dass ich diesen 04.November 2024 auch nur im Geringsten positiv in Erinnerung behalten sollte.
Prinzipiell war alles vorzüglich angerichtet: Perfektes Wetter, gute Organisation, ich war nicht nur herausragend gut vorbereitet, sondern auch pünktlich vor Ort. In der Luft lag das unvergleichliche Timbre der Luftfahrt. 
Dennoch sorgte der beginnende Tag bei mir für jammernden Verdruss. In Brasilienist es nicht unüblich, lediglich den Vornamen zur Identifikation einer Personin Betracht zu ziehen. Nun gleicht mein Name ob seiner Verbreitung zumindest in Europa eher einer Produktbeschreibung.

A-4 Skyhawk der brasilianischen Marine

Die Verkettung der Umstände wurde zueinem Problem, als sich herausstellte, dass es einen anderen Sascha aus Deutschland auf der entscheidenden Fotomission-Mitflug-Liste gab. Vorname schlägt Nachname. Um es liebevoll zu umschreiben: Ich war am Arsch!

In den vergangenen Wochen hatte ich Dutzende Mails und WhatsApp geschrieben,einen halben Aktenordner Dokumente zusammengesammelt und nun das.

Enttäuschung, und davon nicht wenig. Vergleichbar mit schauerlichen Erinnerungen längst vergangener Tage. Du kommst von der Schule nach Hause und statt der angekündigten Pizza gibt es Broccoliauflauf.

Oder, eher passend für meine Situation, die Pizza hat der Nachbarsjunge gegessen und für mich bleibt nur das fiese Grünzeug. Schlussendlich bin ich dieser misslichen Situation mit etwas Glück und guten Kontakten entronnen. Dank der Hilfe meiner Frau sowie Rodolfo und vor allem Leticia von der FAB bekam ich doch noch das mitflugberechtigende grüne Band ums gestresste Handgelenk. Fotoflug mit einer KC-390 als Ship. Meine Welt war wieder im Lot.

Das erste Mal

Mein erster militärischer Mitflug

Nach vielen Jahren, in denen ich mich mit der Fliegerei beschäftige, stand nun tatsächlich mein erster Flug in einem militärischen Fluggerät an.
Ich wäre ein Lügner, würde ich meine Vorfreude darauf leugnen. Für Uneingeweihte unterscheidet sich ein militärischer Transporter vom reinen Flugverhalten nur marginal von einem kommerziellen Airliner. Kritiker könnten sogar das Fehlen von Fenstern und Unterhaltungssystem sowie die tropfende Klimaanlage beanstanden. Zu allem Überfluss steht den Passagieren lediglich eine Pritsche als Sitzgelegenheit zur Verfügung, ferner ist die Maschine nicht eben leise. Tatsachen, sicherlich. Für mich so unbedeutend, dass sie es nicht wert waren ignoriert zu werden. Ich würde gleich in einer KC-390 Millenium abheben. Einer dieser Tage im Leben eines Avgeek.

F-39 Gripen Força Aérea Brasileira

Mit vielleicht dreißig Personen an Bord war die Millenium leicht. Vielleicht auch deshalb waren die Flugleistungen sehr beeindruckend. In Ermangelung von Fenstern und dadurch fehlenden Referenzpunkten waren die wirkende Kräfte bei Start sowie Landung ein außergewöhnlich intensives körperliches Erlebnis. Zu meinem größten Vergnügen hatten wir nach dem Fotoshooting noch ein wenig Sprit in den Tanks und etwas Zeit auf der Uhr. Diese glücklichen Umstände nutzen die Piloten, um zu zeigen, was in der KC-390 steckt.

Die US Air Force war mit F-15 vor Ort

Von vielleicht 1000 Fuß über dem Ozean im steilen Winkel auf 4000 Fuß. Mit ordentlich Bank nach links, ebenso nach rechts. Dabei wurde mir das exzellente Privileg zuteil, an der geöffneten Heckklappe stehen zu können. Wobei die Vokabel “stehen” der Sache nicht wirklich gerecht wird. Es war eher ein steiniger Feldzug gegen die Kräfte. Was für eine supergeile Demonstration, welch ein formidabler Spass.
Der ein oder andere Verdauungstrakt meiner Mitreisenden quittierte das Hin und Her in den drei Dimensionen mit speiendem Protest. Ich hatte Glück und mein sonst recht empfindlicher Magen schien ob dervorabendlichen Caipirinhas bestens präpariert.

360 Sekunden

Die A-1 (AMX) der FAB stehen vor der Außerdienststellung

Derdurchschnittliche männliche Deutsche lebt ungefähr 78,2 Jahre oder 2.467.804.320 Sekunden. Zuweilen verdichtet sich das Leben innerhalb dieser Epoche. Dann hält meine kleine Welt für einige, wenige Augenblicke den Atem an und nutzt diese Zeit um mich überschwänglich zu begeistern. Diese Momente, die ein Leben ausmachen, es in seiner Einzigartigkeit beschrieben. Der perfekte Sonnenaufgang am Strand von Fehmarn, die erste Begegnung mit einem Mantarochen oder die Akustikversion von Springsteen’s “Thunder Road” im ausverkauften Wembley Stadion waren einige meiner Momente.

Chilenische F-16

Während des Fotofluges im Rahmen der CRUZEX hatte jeder Fotograf sechs Minuten,um seine Aufnahmen auf den Sensor zu bannen. Ein weiterer dieser Momente, 360 Sekunden während.
Brasilien zählt für mich zu den schönsten Ländern der Welt. Ich bin verliebt in seine Menschen, ihre Art das Leben zu feiern, seine unvergleichlichen Landschaften und diese mitreißenden Energie. Zu meinem großen Glück, bin ich hier nicht nur Tourist, sondern in meiner zweiten Heimat.
Nun also war ich eben hier auf einer Fotomission, auf der Rampe einer KC-390,über dem tiefblauen Ozean, mit sechs Fightern im Schlepptau. In meiner Welt, mit dem, was die für mich ausmacht, perfekte 360 Sekunden 


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